Grabrede für Prof. Dr. Ludwig Walters
Auf Borkener Platt gehalten von Josef Siebelt
Auf Borkener Platt gehalten von Josef Siebelt
In alten Unterlagen des Heimatvereins fand sich vor kurzem ein Blatt mit dem Text der Grabrede, die Schatzmeister Josef Siebelt für den Ehrenvorsitzenden des Borkener Heimatvereins am 2. Februar 1968 in Montabaur hielt. Es folgt der Wortlaut in genau der Form, wie er überliefert ist.
Leewen ollen Borksken, Ludewig Walters!
För‘n Heimatverein Borken, Du büs sinen Ehrenvorsitzenden, legg ik düssen Krans Di te Föte met‘n Kompliment van de Vörstand, Dr. Jupp Wolters, Bennad Siepe, August Häselhus, Jupp Langenbrinck un alle Dine Frönde ut Borken.
Et spiet us, dat Du no van us gaohn büs un nich mehr under us wässen kas. Wat hewwe wi unnössel Glück hat, dat Du so lange Jaohre bi us wiers.
Wi bünt dorvan öwwertügt, dat Du bi ussen leewen Heer gaot terechte kaommen büs, Du wiers darnao. Wo Du käms, dor gofft Pläsier, wo Du wars, dor waodde vertellt, sungen un lacht, dor was kin Unfrä, dor was Verdrach.
Ik spräk hier an Din Graff in usse Moderspraoke, de Di doch so an‘t Hatte lag. En Denkmaol hass Du Di in de Heimat set‘t, dat Du upschrewwen häs, wat Di so infeel, pläsierig un ok irnst. Wi hebbt sammelt un hoppt, dat‘t ok noch drückt wiärden kann; dann kümpt noch mehr under de Lö, un Du wöts in Borken un alle Kaspels üm Borken nich vergäten.
Wi willt den leewen Heer bidden, dat he Di baolle an sine ganse Hemmelspracht deelnemmen löt, de up us alle tokömp, wann wi, so as Du, dorno bünt. Dann seh wi us alle daorbaowwen wär, dorbaowwen, wo‘t kinne Wörkeldag mehr giw, dorbowwen, wo‘t alle Dage Sunndag ist.
Es folgt die Übersetzung der Grabrede in heutiges Hochdeutsch. Dabei geht zwangsläufig die eine oder andere Besonderheit des Plattdeutschen verloren. Trotzdem ist die Rede ein anrührendes Zeugnis für die Verehrung, die Prof. „Ludewig“ Walters von seinen Freunden und Vereinskollegen entgegengebracht wurde.
Lieber alter Borkener, Ludewig Walters!
Für den Heimatverein – Du bist sein Ehrenvositzender – lege ich diesen Kranz Dir zu Füßen mit dem Gruß des Vorstands, Dr. Jupp Wolters, Bernhard Siepe, August Heselhaus, Jupp Langenbrinck und allen Deinen Freunden aus Borken.
Es tut uns leid, dass Du nun von uns gegangen bist und nicht mehr unter uns sein kannst. Was hatten wir für ein ganz besonderes Glück, dass Du so lange Jahre bei uns warst.
Wir sind davon überzeugt, dass Du bei unserm lieben Herrgott zurechtgekommen bist, Du warst danach. Wo Du kamst, da gab es Pläsier (Freude), wo Du warst, da wurde erzählt, gesungen und gelacht, da war kein Streit, da war Eintracht.
Ich spreche hier an Deinem Grab in Deiner Muttersprache, die Dir doch so am Herzen lag. Ein Denkmal hast Du Dir in der Heimat gesetzt, dass Du aufgeschrieben hast, was Dir so einfiel, vergnüglich und auch ernst. Wir haben gesammelt und hoffen, dass es auch noch gedruckt werden kann; dann kommt noch mehr unter die Leute und Du wirst in Borken und allen Kirchspielen um Borken nicht vergessen.
Wir wollen den lieben Herrn bitten, dass er Dich bald an seiner Himmelspracht teilnehmen lässt, die auf uns alle zukommt, wenn wir, so wie Du, dort sind. Dann sehen wir uns alle da oben wieder, da oben, wo es keinen Werktag mehr gibt, da oben, wo alle Tage Sonntag ist.