Wie und wo man heute Lebensmittel kauft und bezahlt, dass wisst ihr ja: im Supermarkt. Wie das früher war, das haben die Älteren noch erlebt und die Jüngeren erfahren es, wenn ihr hier weiter lest.
Man kaufte beim Lebensmittel- und Kolonialwaren-Händler um die Ecke ein. Da fragt ihr mich, was sind denn Kolonialwaren? Das sind Kaffee, Tee, Kakao, Reis und alles, was von weit her kommt.
Mehl, Zucker, Salz, Graupen, Sago, Reis waren mit einigen Ausnahmen nicht abgepackt, sondern lagerten lose in großen Schubladen hinter der Ladentheke. Die wurden mit einem Schepper in Tüten aus braunem Papier gefüllt und auf der Waage ausgewogen. Bonbons standen in Gläsern vorn auf dem Ladentisch. Die wurden abgezählt und kamen in kleine Spitztüten. Es gab natürlich auch schon verpackte Ware, wie Seifenpulver, Hoffmann’s Stärke, Linde’s Kaffee-Ersatz. Alles kann ich nicht aufzählen.
Maggi wurde mit der Maggi-Pumpe abgefüllt. Persil gab es schon abgepackt. Backpulver und Puddingpulver gab es in kleinen Tüten. Heringe aus der Tonne wurden in Zeitungspapier eingewickelt. Sauerkraut gab es aus dem Suurmoosfatt Schmierseife gab es aus dem Eimer. Kernseife gab es unverpackt in Blöcken. Marmelade wurde abgewogen, Bei Margarine gab es Sammelbilder dazu.
Das Sanella-Album „Afrika“ habe ich vollgekriegt. Die anderen nicht mehr. Bei der Homann-Margarine gab es, glaube ich, kleine Schiffchen, Autos und Cowboy- und Indianerfigürchen aus Plastik dazu.
In der Mitte der Ladentheke stand die Registrierkasse. Wer bar bezahlte, bekam Rabattmarken. Wer nicht bar bezahlen konnte, der ließ anschreiben. Dafür hatte der Kaufmann das Anschreibebuch. Angeschrieben wurde mit dem im Mund angefeuchteten Kopierstift. Das konnte man nicht ausradieren.
Im Supermarkt einkaufen ist schon schön, aber nicht schöner als im Tante-Emma-Laden, denn es fehlt da etwas – der typische Geruch, eine Mischung aus Salzheringen, Marmelade, Schmierseife und Kaffeebohnen.
Heinz Eming (2021)
Anschreibebuch des Kaufmanns Carl Pentzin in Gützkow , 1908 (Quelle: Wikipedia)
Heft mit Rabattmarken (1955)