Ich komme vom Hof Möllmann. Der liegt rechts von der Straße, wenn man von Borken nach Heiden fährt. An der Hofeinfahrt steht Möllmanns Krüüs (Möllmanns Kreuz).
Wir waren mit zwölf Personen im Haushalt, Vater und Mutter, sieben Kinder, eine Magd, ein Knecht und ein „Kostgänger“ Dieser wohnte bei uns und wurde mitverpflegt.
Karfreitag war und ist für uns Katholiken ja kein kirchlicher Feiertag. An diesem Tag wurde bei uns der Hof für den hohen Feiertag, für Ostern, in Schuss gebracht. Bei vielen Bauern und Bürgern war es Brauch, an diesem Tag Jauche zu fahren, um die Protestanten zu ärgern, für die ja Karfreitag ein hoher Feiertag ist. Das fand mein Vater nicht gut. Deswegen wurde bei uns an diesem Tag nicht auf dem Feld und nicht draußen auf dem Hof gearbeitet, aber wohl drinnen.
Wir Kinder liebten den Feiertag nicht, wir mussten helfen, den Hof in Ordnung zu bringen. Wir mussten den Schuppen mit dem Rieserbessen (Reisigbesen) fegen, die Futtertröge der Hühner auswaschen, Spinnen fegen, den Hühnerstall und die Schweineställe mit dem Wittelquast witteln (kälken). Dabei haben wir uns dann auch schon mal gegenseitig gewittelt. Wir sahen nach der Arbeit oft weißer aus als die gewittelten Wände. Die getrocknete Farbe wurde vor dem Mittagessen an der Pumpe mit Wurzelbürste und einem grobem Handtuch entfernt.
Mutter war an diesem Tag auch verdreiht. Sie hatte schlechte Laune. Sie hatte schon die ganze Karwoche keinen Bohnenkoffie (Bohnenkaffee) gehabt. Das war Mutters eigenes Karwochengesetz. Nur einen Lichtblick hatten Mutter und Kinder, nämlich mittags gab es immer Püfferkes und davor Kannepapp met Prumen (Buttermilchsuppe mit getrockneten Pflaumen).
Anna, unsere Magd, hatte schon in den frühen Morgenstunden den Teig angesetzt. Es musste schon ein ganzer Eimer voll sein, denn wir saßen ja mittags mit zwölf Personen am Tisch. Weil wir alle fleißig gearbeitet hatten und wegen dem Fastengebot, dass man sich nur einmal am Tag satt essen durfte, das war mittags, hatten wir alle Schmacht bes under de Arme (großen Appetit).
Das war ein Genuss, die Püfferkes mit den vielen Rosinen und mit Zimt und Zucker bestreut. Dass wir an diesem Fasttag unmäßig waren, haben wir natürlich Karsamstag gebeichtet. Wir hatten nicht nur ein schlechtes Gewissen bekommen, es wurde dem einen oder anderen auch schon mal richtig schlecht.
So war das Karfriedag up Möllmanns Hoff. Das ist bei uns immer noch Tradition. Karfreitag gibt es Kannepapp met Prumen und Püfferkes.
Guten Appetit!
Willi Nienhoff
Möllmanns Krüüs in Borken, Heidener Straße
In dem kleinen Führer von Thomas Ridder „Zeugen stiller Andacht. Bildstöcke und Wegekreuze in Borken“, das 2004 vom Heimatverein Borken e.V. herausgegeben wurde, wird dieses Hofkreuz auf S. 45 so beschrieben:
Der Sockel des Kreuzes trägt auf der Vorderseite die mit großen Buchstaben hervorgehobene Inschrift: DAS TAT ICH / FÜR DICH / WAS TUST DU / FÜR MICH. Auf der Rückseite findet der Betrachter eine weitere Inschrift in lateinischer Sprache. Hierbei handelt es sich um ein Chronogramm, mit dem das Stiftungsjahr 1947 verschlüsselt übermittelt wird: Ante sIgnVM CrVCIs / ConIVges NIenhoff / atqVe gratIas agVnt / atqVe / bene DICtIones /noVas perVnt. (Das heißt: Vor dem Zeichen des Kreuzes sagen die Eheleute Nienhoff Dank und erbitten neue Segungen.)
Aus Dankbarkeit, dass die Familie die Heimsuchungen des Krieges einigermaßen gut überstanden hatte, ließen die Eheleute Anna und Franz Nienhoff 1947 dieses Kreuz aufstellen. Geschaffen hat es der damals in Münster arbeitende Bildhauer Prof. Wilhelm Heising.
Hinweis:
Am 20.8.2002 erschien in der Serie „Spuren des Glaubens“ der Borkener Zeitung ein Beitrag über Nienhoffs Hofkreuz.