„Land des Lächelns“
Mit der Bahn zum Operettenbesuch nach Oberhausen
Mit der Bahn zum Operettenbesuch nach Oberhausen
Die ersten Operetten habe ich im Stadttheater Oberhausen gesehen. Da sind wir, meine Schwestern und ich, mit dem Sonderzug von Borken aus hingefahren. Das war Mitte der 1950er Jahre in der Winterzeit mit dem Triebwagen. Das war damals noch was Besonderes, denn es fuhren normalerweise immer noch Dampfzüge. Der Triebwagen war überheizt und in Borken schon ziemlich voll. Auf jedem Bahnhof stiegen noch weitere Operettenbesucher zu.
Ab Dorsten ging es durch die Nachkriegslandschaft des Ruhrgebiets. Die Folgen des Krieges waren noch nicht beseitigt. Die beleuchteten Zechen und Hochöfen, die Feuer der Hüttenwerke wirkten gespenstisch in der winterlichen Dunkelheit.
Die Städtischen Bühnen in Oberhausen hatten einen guten Ruf. Ich kann mich noch an folgende Aufführungen erinnern: Land des Lächelns – Der Bettelstudent – Die Zauberflöte – Die lustige Witwe und andere.
Was war das beim ersten Operettenbesuch alles aufregend: wie das Orchester die Instrumente stimmte und sich einspielte – wie sich der Zuschauerraum verdunkelte – wie das Raunen der Besucher nachließ – wie der Vorhang aufging – die beleuchtete Kulisse – das Orchester einsetzte. Wenn ich daran denke, läuft es mir heute noch kalt über den Rücken.
Nach der Aufführung gingen wir in das Bahnhofsrestaurant. Damals hatte ich mich darüber fast mehr gefreut als über den Operettenbesuch. Dort aßen wir Toast Hawaii oder Hausplatte (Schnittchen mit Kartoffelsalat und hartgekochtem Ei). Eine Freundin meiner Schwester Annette aus Raesfeld wurde mal vom Ober gefragt, als wir alle eine Hausplatte bestellt hatten: „Hausplatte?“ Sie sagte: „Nein, ich hätte gerne ein paar Butterbrote und Kartoffelsalat mit hartgekochtem Ei, wie die anderen hier am Tisch.“
Auf der Rückfahrt haben wir noch, einschließlich der Freundin meiner Schwester, viel gelacht.
Heinz Eming (2021)
Stadttheater Oberhausen