Aus der Einladung zum Holocaust-Gedenktag am 27. Janur 2024
In den unterworfenen Niederlanden machte der SS-Sicherheitsdienst das Durchgangslager Westerbork vom Juli 1942 an zum zynischen „Depot“ für jüdische Männer, Frauen und Kinder, um sie auf systematisch-bürokratische Weise per Eisenbahn deportieren zu können. Das Lager in der Heide südlich von Groningen wurde nicht nur für die niederländischen Juden zum zentralen Ausgangsort deutscher Vernichtungspolitik. Auch die meisten der für unsere Stadt zu beklagenden Shoah-Opfer wurden nicht von Borken, sondern von Westerbork aus deportiert. Vor nationalsozialistischer Verfolgung waren sie ins Nachbarland geflüchtet, saßen seit dem deutschen Überfall im Mai 1940 aber in der Falle und wurden, von Ausnahmen abgesehen, ebenfalls in dem „Polizeilichen Durchgangslager“ interniert.
Rund 100.000 Häftlinge wurden bis zum Sommer 1944 von Westerbork aus in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor und in die KZ Bergen-Belsen und Theresienstadt deportiert. Nur 5000 Verschleppte überlebten die Lager, darunter vier Menschen aus Borken. Die niederländischen Westerbork-Häftlinge Etty Hillesum und Philip Mechanicus und manch weitere Lagerinsassen haben in heimlich geschriebenen Tagebüchern und Briefen die Perfidie der SS und des Lagersystems geschildert, aber auch von manch bewundernswerter Mitmenschlichkeit unter den Häftlingen berichtet.
In einer collage-artigen Inszenierung werden – dargeboten zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2024 – von und mit Sarah Giese und Markus von Hagen Auszüge aus diesen Tagebüchern und Briefen mit Borkener Schicksalen verwoben und musikalisch akzentuiert.
Dr. Norbert Fasse (2024)