Heinrich Everz (1882-1967)
Kaufmann und Holzschnitzer in Coesfeld
Kaufmann und Holzschnitzer in Coesfeld
Biografie
Am 9. Juni 1882 wurde Heinrich Everz in Lippstadt geboren. Nach dem Tod des Vaters 1891 zog die Mutter mit den drei Kindern nach Coesfeld, wo sie eine Pension für Gymnasiasten eröffnete. 1896 trat Heinrich Everz nach der Schule als Kontoristenlehrling bei der Buntfärberei und Weberei Crone in Coesfeld ein. 1912 heiratete Heinrich Everz die 1884 in Lüdinghausen geborene Johanna Brüning. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg begann sich Heinrich Everz als Dilletant in seiner Freizeit mit Zeichnen und Malen und mit dem Holzschnitt zu beschäftigen. In den Kriegsjahren lernte er den aus Köln stammenden Zeichenlehrer, Holzschneider und Maler Philipp Reisdorf kennen. Ihm verdankte Everz wertvolle künstlerische Unterweisungen.
1919, mit 37 Jahren, gab der inzwischen vom Handlungsgehilfen zum leitenden Angestellten mit Prokura aufgestiegene Heinrich Everz seine Stellung auf. beschloss der gelernte Kaufmann, sich ausschließlich seiner Kunst zu widmen. Er erhielt bereits zu Anfang der 1920er Jahre glänzende Ausstellungskritiken. So avancierte er zu dem Heimatkünstler des Münsterlandes.
Als Zeichner zog er durch die Landschaft des Münsterlandes und ganz Westfalens. Die Motive seiner Holzschnitte waren die Kirchen und Wasserburgen, die stillen Gassen und Winkel, Sehenswürdigkeiten und Sagenumwobenes. Deshalb gab man ihm den ehrenvollen Beinamen „Merian des Münsterlandes“ und pries ihn wegen seiner Nähe zu dem Romantiker Ludwig Richter.
In seiner Kunst des Holzschnittes folgte Everz, mehr als andere seiner Zeit, Künstlern wie Julius Schnarr von Carolsfeld (1794-1872), Alfred Rethel (1816-1859) oder Adolf Menzel (1815-1905).
Seine große Sorge war der Verlust der Kontakte der Menschen zur Natur – der Verlust der gewachsenen Gesichter von Städten und Dörfern – die Verfremdung der Landschaft, in der er eine Entwurzelung der Menschen sah. Deshalb tat er alles, um das vergehende Bild im Holzschnitt festzuhalten und alle Menschen zum Schutz des Bildes der Heimat aufzurufen.
Als Erster Vorsitzender des Coesfelder Heimatvereins war Heinrich Everz bis 1958 unermüdlich tätig für den Wiederaufbau, die Rettung oder Restaurierung der Kirchen, der Tore und Türme, der alten markanten Bauwerke seiner Heimatstadt. Die Stadt Coesfeld hat Heinrich Everz auf diesem Gebiet viel zu verdanken. 1962 wurde ihm für diese besonderen Verdienste das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Auf seine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfeinerte Kunst des Holzschnitts machten die beiden vom Umfang der gezeigten Arbeiten bedeutenden Einzelausstellungen im Falkenhof-Museum in Rheine und im Kunsthaus der Stadt Bocholt 1963 und 1965 ein weiteres Mal aufmerksam.
Heinrich Everz starb am 7. März 1967 im Alter von 85 Jahren in Coesfeld. Er hat in seinem Leben mehr als 1000 verschiedene Holzschnitt-Motive geschaffen.
Quellen: www.heinrich-everz.de und Eckard Wagner in: Heinrich Everz – der »Westfälische Merian«. Gruß- und Glückwunschkarten-Katalog.
Früher Holzschnitt von Heinrich Everz
(C) Th. Wüllner, Coesfeld