
Auch wenn die Bahnfahrt am Samstag, 30. September, mit einigen Umständen und Geduldsproben verbunden war: Die Gruppe von knapp 30 Reisenden freute sich trotz des bescheidenen Wetters auf neue Eindrücke von Borbeck am Rande der Ruhr-Metropole Essen.
Schon am Borbecker Bahnhof wartete die erste Überraschung: eine herrlich ausgemalte Bahnhofshalle mit einem idyllisch-ländlichen Bild von Borbeck. Der eilige Fahrgast müsste nur den Kopf und die Augen heben. Dort empfing uns unser Stadtführer Andreas Koerner vom Vorstand des Kultur-Historischen Vereins Borbeck e.V. Am Brunnen „Borbecker Halblang” gab es eine kurze Einführung in das alte Borbeck. „Halblang ist eine im Ruhrgebiet verbreitete Bezeichnung für übergroße Kinderkleidung und zweitverwendete Hosen.” (Wikipedia).
Dann ging es richtig los, bergauf, zum Borbecker Platz, wo unter einem schirmenden Dach eine interessante Figur zu sehen war. Witzig gemacht, aber der Regen war in dem Moment etwas wichtiger.
Wenig später ein Schwenk nach rechts in die Rechtstraße, bis der Führer auf das Backsteinhaus zeigte. Dieser „Bau von 1910 ist ein geschichtlicher Hinweis auf die Rolle des Mittelstandes in der ehemaligen Bürgermeisterei Borbeck. Besonders interessant ist die detailreiche Ziegelstein-Architektur mit mosaikartigen Keramikreliefs.” 28 symbolische Bilder für das alte Handwerk zieren die denkmalgeschützte Klinkerwand.
Dann ging’s weiter zur Germania, an einem früher prominenten Platz Borbecks. Die Figur ist ein Gedenken an den Sieg der deutschen Heere gegen Frankreich 1870/71. Hier wie so oft in deutschen Landen wacht seitdem Germania, dass vom Feind im Westen keine Gefahr droht. Aber das ist Vergangenheit.
Ganz am Rand der Altstadt eine Allee, daran eine aufwändig gestaltete Villa, heute Legrandallee 22. „Die zweigeschossige Villa wurde 1894 von dem Communalbaumeister H. Voßkühler erbaut. Dieses eigenwillige Gebäude hat einen hohen Sockel, an den beiden Längsseiten vorgezogene Gebäudevorsprünge, [auf der einen Seite wird] eine rundbogig geöffnete Eingangsloggia weitergeführt. Die Gestaltung der Außenflächen durch Wechsel von freiliegendem Backsteinmauerwerk und Gliederungselementen aus Stuck.”
Auf dem Rückweg wurde zunächst noch das erste Geschäftshaus des Schuhmachers Heinrich Deichmann besucht: 1913 eröffnete Deichmann hier in Borbeck einen kleinen Laden Elektra mit Reparaturwerkstatt. Heute ist es „Kalles Imbiss”. Dann ging es weiter zur großen Stadtkirche St. Dionysius mit der außen am Turm angebauten Lourdesgrotte. „Aus der Tafel in der Grotte geht hervor, dass der Borbecker Knappenverein 1911 aus Anlass seines 50jährigen Bestehens diese Grotte errichten ließ.” (www.borbeck.de). Schließlich schlenderte die Gruppe am Bahnhof vorbei zur Borbecker „Dampfbierbrauerei”. Hier begann nach kurzem Aufwärmen die Führung im Sudhaus. Der Braumeister erwies sich als guter Kenner westfälischer Trinkgebräuche … Aber wie Bier heute hergestellt wird, konnte er uns doch recht gut erklären.
Gleich anschließend gab es die vorbestellte Stärkung, gute Speisen und Getränke. Aber das kennt man ja. Deshalb gibt es davon kein Bild. Eine zufriedene Reisegruppe und kehrte um halb zehn etwas müde mit dem „Borkener” nach Hause zurück. BF
Fast noch eine ländliche Idylle: das Dorf vor dem gerade sich ansiedelnden Bergbau.
Gut erhalten ist das alte Zunfthaus, die ehemalige Borbecker Handwerksbank, später Gewerbebank, 1910 erbaut.
Das Germania-Denkmal am Germaniaplatz (Borbeck-Mitte), 1871 errichtet, „zeigt auf gestuftem Sandsteinsockel die Figur der Germania mit Schwert und Palmenwedel, den Reichsadler zu Füßen”. Die Tafeln im Sockel erinnern an die Gefallenen der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71.
Der Braumeister erklärte mit viel trockenem Humor, wie früher im Sudhaus mit den kupfernen Kesseln Bier gebraut wurde. Die alte Zeit ist in der „Dampfe“ vorbei; heute beherbergt sie einen riesigen Gastronomie-Betrieb.
Am Brunnen „Borbecker Halblang” beginnt Stadtführer Andreas Koerner den Rundgang.
Bemerkenswerter Dekor am Zunfthaus: markanter Klinker und eingelegte farbige Symbolbilder für das Borbecker Handwerk.
Die zweigeschossige Villa wurde 1894 von dem Communalbaumeister H. Voßkühler erbaut.
Informationen aus: Jürgen Becker: Borbecker Denkmäler, in: Borbecker Beiträge, 14- Jg. 1990, H. 2.
Fotos: Heimatverein
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