29. Oktober 2020
Seit ein paar Wochen ist ein zweiköpfiges Grabungsteam des LWL im Borkener „Mühlenquartier“ damit beschäftigt, den Untergrund zwischen der Brücke an der Mühlenstraße und dem Rest der alten Mühle zu erforschen. Dabei sind inzwischen auch die Fundamente des ehemaligen Mühlentores freigelegt worden. (Die Borkener Zeitung berichtete wiederholt darüber.)
Was verbarg sich bislang an dieser Stelle unserer Stadt? Die Borkener Zeitung berichtete am 17. Oktober über die Baustelle:
„Anders als die benachbarte Mühle mit ihrem backsteinernen Mauerwerk bestand das Tor aus hellem Kalkstein, der vermutlich in einem Steinbruch westlich der Stadt gewonnen wurde. Das Bauwerk sei rund 700 Jahre alt, seine Entstehung lasse sich anhand archivierter Dokumente auf die 1320er Jahre datieren, erläutert Grabungstechnikerin Maja Thede. Diese Stelle sei deswegen besonders relevant, weil sich hier dicht an dicht Spuren der Mühle, des Tores und der Stadtbefestigung finden ließen.“
Am Donnerstag, 29. Oktober, kurz vor unserem Besuch an der Baustelle, konnte ein Stück hölzerne Wasserleitung – ähnlich der bekannten römischen Wasserleitung mit Abdeckung – freigelegt und aus der Baustelle herausgeholt werden. Ob es sich um eine Versorgungs- oder Entsorgungsleitung handelt, konnte nach Auskunft der Fachfrau Thede noch nicht geklärt werden. Jedenfalls befand sie sich genau mittig im Boden zwischen den Torpfeilern. Es ist ein massives, gewichtiges hölzernes Kunstwerk und ein Fall für den Bagger als Kran.
Anschließend wurde der Bereich neben dem nördlichen Fundament untersucht. Hier ging es im Wesentlichen um die mittelalterliche Baugrube mit unklaren Bodenschichten und einer kurzen Reihe von senkrecht eingebauten Holzplanken. Für genauere Vermutungen bzw. Erkenntnisse sei es aber noch zu früh. Nebenbei konnte man gut sehen, was für eine elende Arbeit das Kratzen im Schlamm und Wegschaufeln von zig Kilo Schlamm darstellt.
Was auch auffiel: eine ebenfalls massive und recht gut erhaltene hölzerne Wand im Bereich der früheren Mühle. Sie erinnerte den Baustellenbesucher an eine Spuntwand.
Schließlich wurden (vor dem drohenden Regen) die Bodenschichten und auffällige Steine markiert und fotografiert. „Fotogrammetrie“ oder „Bildmessung“ nennt man die Methode der fotografischen Dokumentation und anschließenden digitalen Vermessung und Kartierung des Grabungsbereichs – statt aufwändiger Zeichnungen.
Ob sich die Fundamente des Mühlentores allerdings zu Sitzgelegenheiten, wo auch immer, umbauen lassen? Da kamen dem Betrachter doch ganz erhebliche Zweifel, abgesehen von den offensichtlichen technischen Problemen bei der Bergung der Fundamente. BF
Links das nördliche, rechts das südliche Fundament und in der Mitte die Vertiefung für die abgeschnittene und entnommene Wasserleitung.
Ein interessanter Stein wird freigelegt.
Mühsame Handarbeit im Schlamm.
So sah der Arbeitsplatz der Archäologinnen an diesem Tag aus. In der Mitte eine hölzerne Wand.
Fotos: Heimatverein Borken e.V.